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Schon seit einiger Zeit hatten Dirk und ich bei unseren regelmäßigen Trainingsrunden  damit geliebäugelt, sich an den Two Oceans Marathon in Südafrika zu wagen,  welcher mit seinen 56 km etwas länger ist als die von uns schon viele Male bewältigte Marathondistanz. Da in diesem Jahr das 50. Jubiläum dieses Laufes anstand, war dies für uns der Anlass, unsere Vorhaben endlich in die Tat umzusetzen.

Bereits zur Marathon-Messe anlässlich des 20. Dresden Marathon im Oktober 2018 hatten wir uns beim Reiseunternehmen Otto-Sportreisen informiert und schließlich die Reise gebucht. Nun gab es kein Zurück mehr, was erfahrungsgemäß eine gute und notwendige Motivation für die winterlichen meist von Schmuddelwetter geprägten Trainingseinheiten  darstellt.  Deshalb machte sich bei mir auch etwas Panik breit, als ich Anfang im Dezember 2018  immer noch Verletzungsprobleme hatte und praktisch nicht trainieren konnte. Nur durch intensive physiotherapeutische  Behandlung durch Elisa Kammler und durch meine Heilpraktikerin Ursel Schäfer über die gesamte Trainingsphase, konnte ich mich schließlich doch noch 15 Wochen mit jeweils durchschnittlich 90 km vorbereiten.  Auch Dirk hatte ab und zu mit diversen Zipperlein zu kämpfen. Der Schock kam dann 3 Wochen vor dem Wettkampf, als sich seine Adduktoren meldeten und er das Training abbrechen musste.

14 Tage vor dem Abflug haben wir unseren letzten Test, den Halbmarathon in Hannover, jedoch ohne Probleme absolvieren können, so dass wir endlich am Sonntag den 15. April mit unseren Frauen ins Flugzeug nach Südafrika steigen konnten.  Ein großer Dank an dieser Stelle an unsere „Mädels“, welche in den vielen Trainingswochen sehr oft auf uns verzichten mussten.

Da der Marathon erst am folgenden Samstag stattfand, hatte wir genügend Zeit uns zu aklimatisieren und Kapstadt kennen zu lernen.

Eine kleine Enttäuschung kam dann einen Tag vor dem Lauf. Aufgrund einer angekündigten Demonstration musste der legendäre Abschnitt Chapman`s  Peak gesperrt werden, was eine Streckenänderung zur Folge hatte.  Der schöne Streckenabschnitt entlang der am Atlantik gelegenen Küstenstraße blieb uns somit leider verwehrt. Weiterhin mussten wir aufgrund der Streckenverlegung ins Landesinnere nunmehr knapp 700 Höhenmeter bewältigen.

Am Lauftag klingelte bereits 3:30 Uhr der Wecker, da wir bereits 4:30 Uhr vom Hotel abgeholt und zum Start gefahren wurden, welcher dann 6:40 Uhr endlich durch den berühmten Kanonenschuss erfolgte und sich mehr als 12.000 Läufer auf den Weg machten. Wir hatten beide sehr großen Respekt vor der Strecke und wollten den Lauf auf den ersten 20 km verhalten angehen, da  in der zweiten Hälft zwei beachtliche Anstiege auf uns warteten.

Ich hatte mit vorgenommen unter 5 Stunden einzulaufen und Dirk wollte trotz seiner wiedergekehrten Adduktorenschmerzen zumindest erfolgreich finishen.

So ordnete ich mich ein Stück vor den 5 Stunden Zeitläufern ins Feld ein und versuchte ein konstantes Tempo zu finden, als es erstmal Richtung Südküste zum Indischen Ozean ging.  Die Temperaturen waren mit 17 Grad ideal, auch wenn uns an der Küste  eine Sprühregendusche durchnässte.  Hitze wäre mit Sicherheit schlimmer gewesen.  Da ich mir entgegen den Läufen über die Marathondistanz vorgenommen hatte, den Lauf bewusst wahrzunehmen und zu

auf der Strecke

genießen, hatte ich ausnahmsweise einen kleinen Fotoapparat dabei und  habe von der Strecke einige  Eindrücke festgehalten.

Schließlich kam der erste Anstieg, welcher sich über ca. 5 km und erstreckte. Ich fühlte mich sehr gut und habe  ein kleines Stück  eine Gruppe afrikanischer  Läufer  begleitet und gefilmt, welche sich mit rythmischen Gesängen motiviert haben und den Berg gemeinsam bewältigten.

Dann ging es auf der vermeintlichen Spitze durch ein großes Sponsorentor. Yes, erster Anstieg geschafft – aber denkste –  die Strecke stieg nach einer kleinen Senkung noch weiter in die Höhe bis auf 300 Meter an.

auf der Strecke

Oben angelangt blickte ich kurz zurück und war überwältigt, wie sich das Läuferfeld gleich einer bunten Riesenschlange durch die Landschaft bewegte.

Danach ging es genauso steil bergab, was mich dazu veranlasste, bewusst kleiner Schritte zu machen, um  ja keinen Krampf zu provozieren.

Bei Kilometer 35 standen unser Frauen und andere Mitglieder  der Reisegruppe an der Strecke und feuerten uns an.  Schnell noch einen Schluck aus der Flasche mit meiner Spezialmischung und dann ging es weiter. Dann kam der Kilometer 42 und ich war gespannt, wie mein Körper wohl reagiert, wenn es über die bekannte Distanz hinausgeht.

Schließlich kam die Sonne heraus, so dass die regelmäßige Getränkeaufnahme ums so wichtiger wurde. Die Verpflegungsstationen waren gut  positioniert und die Helfer haben uns angefeuert und mitgefiebert. Leider war wohl in der zweiten Hälfte des Läuferfeldes zum Teil kein Wasser mehr vorhanden, was bei der Distanz sehr gefährlich werden kann.

Auch der zweite Anstieg war schließlich geschafft und nun sollte es die letzten 10 Kilometer nahezu nur bergab gehen. Der Körper rebellierte nicht und auch der berühmte Mann mit dem Hammer ließ sich nicht blicken.

Ich hatte eigentlich die ganze Zeit das gute Gefühl, kontrolliert zu laufen und nicht wie bei so manchem Marathon die letzten Kilometer nur noch kopfgesteuert ins Ziel zu gelangen.

Doch irgendwie  kamen immer wieder kleiner Anstiege, kombiniert mit Straßen, deren Kurven eher an die Neigung von Radrennbahnen erinnerten.  Das Publikum und die Helfer an den Verpflegungsstationen pushten uns die  letzten Kilometer bis dann der letzte Anstieg in den Zielbereich im Universitätsgelände von Kapstadt führte. Etwas ungewöhnlich war der Zielbereich, auf einer Wiese gesäumt von Tribünen mit Publikum, welches  uns quasi bis über Ziellinie schrie.

Wahnsinn, ich hab‘s geschafft. Mein erster Ultralauf  in einer Zeit von 4.40 h.

Hinter der Ziellinie traf ich einen weiteren Teilnehmer unserer Reisegruppe, welcher nur wenige Sekunden vor mir ins Ziel kam. Auf der Strecke haben wir uns wohl vor lauter Fokusierung nicht gesehen.

Von unserem Reiseleiter erfuhr ich, dass Dirk auch noch unterwegs war. Super, er hat seinen Schmerzen getrotzt und zog den Lauf tatsächlich durch.

Dirk und Jens im Ziel

Als er dann ebenfalls einlief waren wir alle beruhigt und glücklich, dass sich die vielen Trainingswochen gelohnt  und wir die 56 km gemeistert hatten.

Der Two Oceans Marathon war ein tolles Erlebnis und wird als unser erster Ultralauf immer einen besonderen Platz in unseren Erinnerungen haben.



Es begann im Sommer 2016 bei einem der vielen lockeren Läufchen mit Dirk im Großen Garten. Da unsere Marathoni-Karriere nun auch schon etwas fortgeschrittener ist, machten wir uns wiedermal Gedanken, welchen Lauf man unbedingt mal absolviert haben sollte. Dabei kommt man natürlich auch am Boston Marathon einfach nicht vorbei, zumal bereits Weiterlesen ›



Am 15. November 2015 fand in Havanna auf Kuba der traditionelle Marabana-Marathon statt.

Gemäß der Angaben des Veranstalters waren um die 5.000 Läuferinnen und Läufer am Start über die Distanzen 10 km, Halbmarathon und Marathon.

Der Kurs besteht aus 2 Halbmarathon-Runden in der Stadt Havanna mit Start in der Altstadt direkt vor dem Capitol. Nach dem Start um 7 Uhr ging es anfangs geradewegs auf die bekannte Malecon, die Uferstraße Havannas. Nach geschätzten 8 km – eine Streckenkarte mit Kilometerangaben stellt der Veranstalter leider nicht zu Verfügung – erfolgte nach einer Spitzkehre der Schwenk in die Stadt. In der Folge gab es einige Anstiege, welche es in sich hatten und gerade in der zweiten Runde uns Läufer langsam zermürbten.

Lobenswert waren die zahlreichen Getränkestationen aller 2 km, welche bei Temperaturen um die 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit auch freudig erwartet wurden. Neu war für mich, dass es keine Trinkbecher oder Flaschen sondern Wasserbeutel aus Plastik gab. Beim ersten Beutel habe ich zwar beinahe die abgebissene Ecke verschluckt, aber in der Folge war es ganz praktisch den Beutel in der Hand zu haben und bei Bedarf zu öffnen.

In der ersten Runde bin ich zum Großteil mit einem Kubaner, welcher den Halbmarathon bestritt, zusammen gelaufen und wir haben uns gegenseitig gepuscht. So konnte ich die Halbmarathonmarke bei 1:30 h passieren. In der zweiten Runde musste ich dann doch „Federn“ lassen und kam bei 3:15:55 h als 13. der 380 Marathon-Finisher sowie 3. meiner Altersklasse ins Ziel. Die Medaille gab es leider nicht bei Zieleinlauf, sondern bereits bei der Abholung der Startunterlagen. Das war schon etwas gewöhnungsbedürftig. Ebenso, dass der Straßenverkehr in der zweiten Runde teilweise wieder geöffnet war und man im Abgas der nicht mit Katalysator ausgestatteten alten Fahrzeuge rannte. Dahingehend haben die spanischen Organisatoren noch einige Reserven.

Resümee:
Der Marabana bietet sich an, wenn man seinen Marathon mit einem Karibikurlaub verbinden möchte und nicht gerade auf persönliche Bestzeiten aus ist. Übrigens sind die kubanischen Sportler sehr dankbar, wenn man ihnen nach dem Lauf ggf. nicht mehr benötigtes Laufequipment schenkt. Vorsicht aber vor Trittbrettfahrern, welche mit Laufen eigentlich gar nichts am Hut haben und beutelweise Laufschuhe wegschleppen.

Jens Matthias



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