2022 wollte ich mit meiner Dreierseilschaft „Ultralauf Dresden Team Oppacher“ wieder teilnehmen. Nach meiner Arthrose-Diagnose im rechten Knie bekam ich erstmal einen Dämpfer. Nicht anzutreten ist nicht mein Ding, zumal wir schon gemeldet hatten. So musste ich mich zurückkämpfen. Mit Wandern auf dem Mauerweg ging es im Winter 2021/22 los. Nach dem Ultralauf 9.0 ging es dann 1-mal die Woche zusätzlich an die Treppe. Da wurde mir klar, so schnell wie in den vergangenen Jahren bist du hier nicht mehr. Versuchen wollte ich es aber trotzdem. In den letzten Wochen immer wieder die Gedanken, ob das Knie die Sache überstehen wird? Eine Vertretung für mich fand ich nicht. Ich bin geradelt, geschwommen, war bei der Physiotherapie, „Bodenturnen“ habe ich verstärkt im Quickfit Dresden gemacht.
Endlich kam die Woche der Treppe. Mein Küchenchef vom Kahnaletto gab mir zusätzlich den 7. Mai frei. Ute Teuber von LaserMedica bot mir an, das das Knie zu tapen. Das nahm ich dankend an, da ich in der Vergangenheit damit sehr gute Erfahrungen gesammelt habe. Den Sonnabend habe ich ruhig angehen lassen. Nur kein Stress oder unnötige Sachen. Beim nächsten Mal fahre ich da zu dem Zeitpunkt auch kein Auto. Macht keinen Spaß mehr. Was esse ich so am Tag vor dem Lauf? Bei mir war es zum Abendessen ein Grillfest mit der Familie. Kohlenhydrate gab es in Form von Brot. Die Alleingänger waren da schon einige Stunden auf der Piste. Ich legte mich nach dem Essen nochmal hin. Denn die Müdigkeit ist der größte Gegner. Meine Ausrüstung hatte ich schon im Auto, damit ich nicht die halbe Nacht durchs Treppenhaus rennen muss. Um 21:45 Uhr holte mich Christian Sandkaulen mein Teampartner und meine Mitfahrgelegenheit vor der Haustür ab. So ging es in Ruhe zur Spitzhausstreppe. Timo Forstner war schon da, somit war unsere Dreierseilschaft komplett. Pünktlich 0:00 Uhr erfolgte der Startschuss. Als Läufer Nr. 3 hatte ich noch eine Viertelstunde Zeit bis zu meinem Einsatz. Mit Sportzeug dünn/lang ging es in meine erste Runde. Mit meiner Fenix 6 stoppte ich meine Laufzeit. Am rechten Arm trug ich meine gute, alte Forerunner 920XT von Garmin. Mit dieser stoppte ich die Pausenzeiten. Damit wusste ich, wann ich wieder am Start sein musste. Sonst habe ich der Technik keine Beachtung geschenkt. Ich wollte zunächst auch nicht wissen, wie unsere Platzierung ist. Den der „harte“ Kampf um eine gute Platzierung beginnt erst in der letzten Stunde. Es verging wie die Nacht, 0:00 Uhr, 1:00 Uhr, 2:00 Uhr das waren für mich nur Zahlen auf der Uhr. Als Koch bin ich Aktivitäten um die Uhrzeit gewohnt. Der Sekundarschlaf kam erst nach halb vier. Da schlafe ich meistens (vor dem Fernseher). So gegen 5:00 Uhr kam die Helligkeit wieder und wir liefen in den Muttertag. Die aufkommende Wärme fand ich persönlich nicht so schlimm. Wenn in der Schiffsküche die Lüftung ausfällt, dann ist es genauso warm. Timo und Christian schauten zwischenzeitlich in die Echtzeit-Liste. Da waren wir auf Platz 11./10. Mir war das nicht so wichtig, denn die Runden waren noch zahlreich. Auf meine Ernährung habe ich diesmal besser geachtet. Aufgrund meiner Allergien habe verstärkt auf Eigenverpflegung gesetzt:
Stroopwafeln von GU, Putenschinken und Butterkäse ohne Brot. Gurken/Paprika/Schafskäsesalat. Bananen, Äpfel, Weintrauben und Melone holte ich mir aus dem Verpflegungszelt. Getrunken habe ich natürlich viel und regelmäßig.
Fast Recovery von GU hatte ich noch mit. Vita Cola und Apfelschorle gab es im Verpflegungszelt. Mit Respekt schaute ich mir die anderen Teilnehmer an, insbesondere die Alleingänger. Aus eigener Erfahrung (2013/2015) weiß ich wie hart das ist. Beeindruckt hat mich zusätzlich der 50 Runden Läufer, der 100 kg abgenommen hatte und hier erfolgreich teilgenommen hat. Am späten Vormittag sagte mir Timo wo wir in der Liste stehen. Er fügte an „hier geht noch was“. Versprechen wollte ich nix, aber natürlich war der Kampfeswille geweckt. Die letzten der 25 Runden Läufer waren nun auch aktiv. Damit waren noch ein paar mehr Teilnehmer unterwegs. Das Überholen klappte ganz gut. Ich rechnete, wann wir ungefähr im Ziel ankommenden würden.
16.00 Uhr wollte mich meine Mausi abholen. Die Zeit zwischen Zieleinlauf und der Abholung wollte ich mit Ruhen verbringen. Um nicht am Tisch vom Spitzhausrestaurant nach dem METM einzuschlafen. Langsam zeichnete sich eine für uns sehr gute Platzierung ab. Zwischenzeitlich waren Platz 6/7/8 nur Sekunden auseinander. Das spornte uns zusätzlich an. Das wir Platz 2 aus 2021 verteidigen können war utopisch. Aber wir wollten so nah wie möglich rankommen. Also noch mehr Tempo machen in Runde 30/31/32 denn „hinten werden die Gänse fett“. Körper, Seele und Knie waren im Einklang. Dann kam sie meine letzte Runde Nr. 33. Da konnte ich alles loslassen und Tempo wie in jungen Jahren machen. Timo‘ s 34. Runde wollten wir – wie sonst immer – zusammen in der Seilschaft laufen. Diesmal wollten wir mit der Zeit nix anbrennen lassen. Christian und ich begleiten Timo bis zum Maskottchen Clara am Fuße der Treppe. Dort nahmen wir die Medaillen in Empfang. Timo gab weiter Gas und machte die 100. Runde voll. Oben am Gipfel des sächsischen Mt. Everest liefen wir gemeinsam über die Ziellinie. Das Gefühl war diesmal unbeschreiblich. 6. Platz von 15 Dreierseilschaften, bei starken Mitbewerbern. Glücklich war ich zudem, dass die physiotherapeutische Behandlung meines Knies angeschlagen hat. Elli von der Physiotherapie Schrick in Dresden-Klotzsche hat sehr gute Arbeit geleistet. Nach dem Zieleinlauf schnell ins Zelt, Sachen zusammenpacken und etwas schlafen. Aus dem Schlafen wurde nix, war viel zu aufgeregt. Dann kamen 3-4 Schüler von den 11 Freunde Staffeln rein, denen es nicht so gut ging. Da macht man sich auch Gedanken. Ich wünsche gute Besserung. 2023 möchte ich wieder, dann bei der 19. Auflage des Mt. Everest Treppenmarathons, mit meiner Dreierseilschaft „Ultralauf Dresden Team Oppacher“ antreten. Über den Vorschlag von Ulf in der Zeltküche vor dem Bismarckturm was zu kochen, denke ich nach. Eine Geflügelkraftbrühe oder ein Schwein am Spieß könnte ich mir vorstellen. Mal sehen, wie dann mein Dienstplan ist. Die Zeit bis dahin ist noch lang. Mir hat es wieder Spaß gemacht. Wenn ich die nötige Demut an den Tag lege, dann wird es klappen. Danke möchte ich allen sagen die mich unterstützt haben. Mausi für Ihre Geduld (das 3 Gänge Menü haben wir gut gefinished). Reiner Mehlhorn für die Trainingspläne, GU für die Stroopwafeln und das Watermelon Splash Flavour, Elli von der Physiotherapie Schrick und Ute Teuber von LaserMedica für das Tape. Ganz großen Dank an die Helfer, die das ganze Event erst möglich gemacht haben. Dank an Christian für das gemeinsame Training an der Treppe und die Fahrten bis dahin. Ulf und Peter haben eine perfekte Arbeit geleistet. Super auch die vielen Anfeuerungen an der Treppe. Tell, Uwe vom OEM, Kerstin, Reiner, Torsten und, und, und …. danke! Danke an Manuela Hering die für einige Stunden unser Supporterin war. Grüße an die Startnummer 3033. Sport verbindet.
Hartmut