Unser Boston Marathon 2017

Es begann im Sommer 2016 bei einem der vielen lockeren Läufchen mit Dirk im Großen Garten. Da unsere Marathoni-Karriere nun auch schon etwas fortgeschrittener ist, machten wir uns wiedermal Gedanken, welchen Lauf man unbedingt mal absolviert haben sollte. Dabei kommt man natürlich auch am Boston Marathon einfach nicht vorbei, zumal bereits zwei Vereinsmitglieder in den letzten Jahren diesen Lauf bestritten haben und von der unglaublichen Begeisterung der Zuschauer dort berichtet hatten. So fassten wir doch relativ schnell den Entschluss am 17. April 2017 beim 121. Boston Marathon zu starten.

Da die Startplätze des Laufes limitiert sind, fand Dirk einen Laufreiseveranstalter, welcher noch über ein Kontingent von Startplätzen verfügte. Nachdem die Kosten für die Gesamtreise klar waren, buchten wir diese kurzentschlossen. Nun gab es kein Zurück mehr und wir wussten, dass wir spätestens im Ende Januar 2017 mit der gezielten Vorbereitung auf dieses Event beginnen mussten.

Auch wenn wir beiden uns mit unterschiedlichen Trainingsplänen vorbereiteten trafen wir uns häufig unweigerlich beim Training im Großen Garten und liefen zum Teil gemeinsam, was besonders bei den langen Einheiten zur Kurzweiligkeit beitrug. Zum Glück sind wir von kleinen „Zipperlein“ abgesehen verletzungsfrei durch die Vorbereitungszeit gekommen.

So flogen wir am Freitag, den 14. April 2017 über Frankfurt nach Boston, wo wir gegen 15 Uhr Ortszeit ankamen und in einem Hotel unweit des Zielbereiches und der Laufmesse abstiegen, was wir im Übrigen am Tag des Laufes sehr zu schätzen wussten.

Da der Boston Marathon nicht wie üblich am Sonntag sondern in Verbindung mit dem Patriots-Day als Feiertag am Montag stattfindet, hatten wir somit auch die notwendige Zeit, um uns an die Ortszeit zu gewöhnen.

Aufgrund des Terroranschlages im Jahr 2013, stand der Lauf unter dem Einfluss hoher Sicherheitsvorkehrungen, welche für uns gefühlt jedoch eher als Sicherheit statt als Verunsicherung wahrgenommen wurden. Bei der hohen Teilnehmerzahl von rd. 30.000 Läufern war die Veranstaltung außerordentlich gut organisiert. Trotz der Kontrollen gab es weder bei der Startnummernausgabe noch bei beim Start lange Wartezeiten.

Da die Laufstrecke kein Rundkurs ist, sondern in Hopkinton, einem kleinen Ort westlich von Boston startete, wurden alle Läufer mit den typischen gelben Schulbussen, nach Startwelle sortiert ab 6.40 Uhr in langen Konvois zum Start gefahren. Ich war aufgrund meiner Quali-Zeit in der ersten Welle dabei, bei der 10.00 Uhr der Startschuss fiel. Dirk startete mit der 4. Welle 11.30 Uhr und konnte dafür ausschlafen. Nach einer unruhigen Nacht ging es am Lauftag somit sehr zeitig zum Bus, welcher sich dann nach 50 Minuten in Hopktinon die typischen amerikanischen Holzhäusern passierte, wo bereits die Anwohner klatschten und den Daumen hoch hielten.

Im Athlete‘s Village hatte man dann bis zum Start 10.00 Uhr noch die Möglichkeit, noch einmal Kohlenhydrate und Getränke zu sich zu nehmen, bis sich sortiert wiederum nach Gruppen innerhalb der Startwellen die Läufer in Bewegung setzten zur eigentlichen Startaufstellung. Auf dem Weg ging es wiederum an Grundstücken vorbei, wo uns von den Anwohnern applaudiert und alles Gute gewünscht wurde. Mit einem Gänsehautmoment bei der gesungenen Nationalhymne und dem anschließenden Tiefflug zweier Jets über das Läuferfeld ging es unter tosendem Beifall und Anfeuern endlich auf die Strecke.

Gerade an diesem Tag meinte es Petrus zu gut mit uns und schickte Temperaturen von 27 Grad. Somit begann ich schon ab der zweiten Verpflegungsstelle (die gab es zum Glück aller 2 Meilen) Wasser zu trinken.

Nach ca. 5 Meilen hatte sich dann das Feld soweit auseinandergezogen, dass man die Möglichkeit hatte sein eigenes Tempo zu laufen. Obwohl die Strecke zwar bis zum Ziel insgesamt leicht abfällt, wechseln sich, bedingt durch die hügelige Landschaft,  Auf und Ab im Verlauf der Strecke immer wieder ab, so dass man kaum ein beständiges Tempo laufen kann und man eher versucht ist, die Zeit, welche man bergauf verloren hat, bergab wieder aufzuholen. Somit ist der berüchtigte Heartbreak Hill nur einer von vielen Anstiegen und dies setzte sich bis nach Boston rein auch so fort.

Über die gesamte Strecke wurden wir aber immer wieder durch die Zuschauer angepeitscht, welche vor Ihren Häusern regelrechte Partys veranstalteten oder mehrreihig an der Strecke standen. Die Krönung war bei Meile 8 ein Mädcheninternat deren Bewohnerinnen so kreischten, dass diese bereits einen Kilometer vorher zu hören waren. Zudem wurden wir Läufer mit Sprüchen wie „Kiss me“ oder „Kisses make fit“  auf lustige Art motiviert, oder provoziert?

Die Strecke war somit sehr kurzweilig, jedoch musste ich spätestens die letzten 7 Kilometer  dem Streckenprofil Tribut zollen. Auf den letzten Kilometern Stand nur noch im Fokus den sich ankündigenden Krampf in meinem linken Bein zu verhindern. Doch dann war es endlich soweit, rechts auf die Hereford Street und dann auf die Zielgerade Boylston Street, wo man von Weiten schon die Zielfahne sieht und noch einmal von dem unglaublichen Publikum getragen wird und alle Anstrengungen vergessen sind. Mit 3.08 h kam ich dann ins ersehnte Ziel.

Auch Dirk erreichte, ein wenig gehandikapt von einer Erkältung, nach 4:15 h und langem Zielspurt auf der Boylsten Street, nach so mancher Geh-Einlage vorher,  glücklich das Ziel.

Wir waren beide happy als wir im Ziel waren und die tolle Finisher-Medaile umhängen hatten aber auch total fertig. Die noch ungewohnten Temperaturen und das Streckenprofil haben uns ganz schön gefordert.

Selbst auf dem Weg zum Hotel wurde uns von vielen Einheimischen mit „Good Job!“ gratuliert. Unglaublich!

Wir waren hinterher begeistert und überrascht dass uns der eine oder andere live über Tracking verfolgte- so wird auch der Kampf der Marathonis immer transparenter.

Fazit: Der Boston Marathon ist keine Bestzeitenstrecke aber aufgrund der überwältigenden Stimmung und der über 120 jährigen Tradition ist er ein Muss für jeden Marathoni!

Nun ist wieder Zeit für neue Pläne… 😉

Dirk & Jens

Jens Matthias

Schatzmeister seit 2010 Ambitionierter Läufer seit über 10 Jahren über mittlere und lange Distanzen bis zum Marathon mit Bestzeiten unter 2:50:00h

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