Für alle, die gern mal einen Berglauf absolvieren und eventuell einen Kurzurlaub darumherum planen, hier unsere zwei Vorschläge:
Etwas weiter entfernt und auch etwas heftiger ist der Montafon Arlberg Marathon (https://www.montafon-arlberg-marathon.com/).
Er findet statt – wie der Name sagt – in St. Anton am Arlberg – einer der bekanntesten Skiregionen Österreichs, am ersten Juliwochenende (2017 am 01.07). Übernachtungen bekommt man um diese Zeit hier ausreichend und sogar recht preiswert. Allerdings muss man sich gut überlegen, wo man übernachten möchte, denn es gibt logistische Herausforderungen. Der Veranstalter bietet drei Strecken an: Marathon mit 1.600 Höhenmetern, einen 33 km Trail mit 1.190 Höhenmetern und einen Einsteiger -16 km -Lauf mit nur 600 HM sowie einen Schülerlauf. Während sich Ralf für die 33 km entschied, kamen für mich nur die 16 km in Frage. Die logistische Herausforderung entstand durch den Startpunkt des Marathons und der 33 km in dem idyllischen Bergdorf Silbertal, welches aber 90 Autokilometer von St. Anton entfernt liegt. Die anderen Starts sowie der Zielpunkt sind im Zentrum von St. Anton. Wir sind am Tag vor dem Lauf angereist und nichts im Ort lies darauf schließen, dass hier am nächsten Tag ein Berglaufevent stattfinden sollte. Erst als wir auf unserer Erkundungspirsch durch die Umhebung am Stadtbad vorbeikamen, sahen wir an der Sport- und Badewelt-Halle eine Ankündigung für die Abholung der Startunterlagen für die in St. Anton startenden Strecken. Startunterlagen für die längeren Strecken und Pastaparty gab es in Silbertal, so dass wir auf die Party verzichtete, denn fast 180 km Autofahrt dafür waren uns zuviel.
Die Info über Abfahrtsort und – zeit für die Shuttelbusse, welche die Marathonstarter am Lauftag nach Silbertal brachten, erfuhren wir auf Nachfrage. Das klappte dann aber perfekt, am Wettkampftag fuhren um 7:15 ab Bahnhof ausreichend Busse, um die Langstreckler zu ihrem Startpunkt zu bringen.
Die 16 km starteten entspannt um 10 Uhr. Wetter war angenehm warm, aber die Regentage zuvor hatten die Laufstrecke in Mitleidenschaft gezogen – besonders auf den langen Distanzen. Hier ging es oft über Stock und Stein, auf schmalen Bergpfanden steil rauf und runter.
Die kurze Strecke wurde meist auf breiten Wald- bzw. Forstwegen gelaufen, nur zweimal wurde der Pfad trailmäßig schmal und steil. Da war man froh, dass es nicht so viele Teilnehmer gab und diese sich auf der Strecke gut verteilten. Es gab sehr schöne Ausblicke; Markierung und Verpflegung waren in Ordnung. Meine Form war es nicht, daher nahm ich mir die Vorrede des Veranstalters vor dem Start zu Herzen und genoss die Umgebung. Auch Ralf war nicht restlos glücklich, seine Strecke war wohl länger als 33 km und oft sehr morastig. Im Ziel waren trotzdem alle happy, der Veranstalter hatte einen neuen Teilnehmerrekord. Insgesamt ein sehr schöner, sportlicher und familiärer Wettkampf, ohne viel Lärm und „Zirkus“ in phantastischer Landschaft.
Wer nicht so weit fahren will und einen lieblicheren Berglauf möchte, dem empfehle ich den Ottonenlauf am ersten Augustwochenende im Harz (https://www.ottonenlauf.info/). Man kann sich den Supermarathon mit 69 km von Stiege nach Quedlinburg antun, es gibt aber auch hier einen Marathon (45 km ) und einen Halben mit 26 km. Der Veranstalter zeigt zwar ein Höhenprofil für die lange Stecke aber keine aufgerechneten Höhenmeter (auch sonst sind die Infos der Website eher spärlich). Wer jedoch den Harz ein bisschen kennt, weiß, dass es von Stiege nach Quedlinburg tendenziell nur nach unten geht – ein paar Hügel dazwischen ausgenommen.
Ralf und ich entschieden uns für Marathon bzw. Halbmarathon. Auch logistisch nicht einfach: Zielort für alle Strecken ist Quedlinburg, der Marathon startet in Alexisbad und der Halbe in Meisdorf. Da wir in Alexisbad wohnten, fand ich zum Glück einen weiteren Halbmarathonstarter, der mich früh ins Schloss Meisdorf mitnahm – öffentlichen Personenverkehr gibt es auf dieser Route am Wochenende nicht. Auch hier alles sehr intim und familiär. Irgendwelche Plakate oder Vorankündigungen, Hinweise zum Startort – Fehlanzeige. Man fragt jemanden, der auch wie ein Läufer aussieht und der weiß dann, wo die Startnummer ausgegeben werden und sich der Start befindet.
Während die Supermarathonis schon um 7:00 Uhr auf die Strecke gingen, hier übrigens Mario Ulbricht und Ulrike Bartz als bekannte Dresdener mit dabei, starteten die übrigen um 10:00 Uhr. Pünktlich zwei Minuten vorher ging noch einmal ein Regenschauer hernieder- zum Glück der einzige für diesen Tag. Die Witterung war optimal kühl, nur für die Langstreckler auf den letzten 6 km ohne Schatten am Nachmittag etwas anstrengender.
Von der Strecke waren wir begeistert. Es ging ständig rauf und runter, aber stets so moderat, dass man alles erlaufen konnte, keine radikalen Anstiege. Sehr schöne Waldpfade, herrliche Aussichten, durch kleine Ortschaften und mehrfach die Selketalbahn querend. Meine Form war besser als am Arlberg und obwohl die Stecke 10 km länger war, waren wir am Ende weniger K.o.. Und es gab einen Streckenrekord bei den Frauen auf der Supermarathonstrecke.
Neben der schönen Strecke war die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Harzer bemerkenswert. Ob die zusätzlichen Wasserstellen an der Kleingartenanlage, der Hinweis eines Autofahrers an eine Läuferin, die falsch abgebogen ist oder die vielen Helfer an Straßenübergängen, Verpflegungspunkten oder im Ziel – natürlich alles ehrenamtlich und sehr herzlich.
Ich bringe hier keine Informationen über Siegerzeiten oder eigene Laufergebnisse und zwar aus zwei Gründen: erstens sind diese Zeiten aufgrund der verschiedenen Streckenlängen und Höhenmeter ohnehin nicht vergleichbar und zweitens haben sie auch für uns keine große Bedeutung. Die Läufe haben Spaß gemacht, sie waren eine Herausforderung, die wir mit gutem Gefühl absolviert haben. Und natürlich gab es hinterher kräftigen Muskelkater.
Viele Grüße, Heike Lutoschka